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Kontrollen bei der ASEAG sind ja nicht wirklich häufig. Ich fahre wirklich viel Bus und bin in den letzten 2 Jahren vielleicht an 5 Stück beteiligt gewesen. Wenn es dann jedoch tatsächlich mal zu einer dieser seltenen Situationen kommt, liegt meist Spannung in der Luft. Die Türen schließen, “Fahrscheine bitte!” ruft es laut durch den Bus. Ab diesem Zeitpunkt wird der Bus zur Hochsicherheitszone, niemand bewegt sich oder denkt gar daran auszusteigen. Wir schleichen zur nächsten Haltestelle und wer gerade noch auf dem Weg zum Fahrer war um ein Ticket zu kaufen hat sowieso schon verloren.

Aber heute soll es um etwas anderes gehen. Stellt euch doch mal vor ihr seid in einem fremden Land. Ihr seid gerade dabei die Sprache zu lernen, aber noch nicht wirklich gut darin. Und dann landet ihr Hals über Kopf in einer solchen Situation, die ja selbst für den routinierten Fahrgast oft ungemütlich ist. Vielleicht erstmal kein Grund zur Sorge, ihr habt ja gewissenhaft ein Ticket beim Fahrer gekauft, was kann euch also schon passieren.

So geschehen heute in der Linie 12, eine Fahrkartenkontrolle ab Hansemannplatz, eine junge Asiatin zeigt ihren zuvor ordnungsgemäß gekauften Fahrschein, die Antwort:

“Der ist schon lange nicht mehr gültig. Mit dem dürfen Sie nicht fahren. Ausweis bitte!”

Eine Situation in der man nicht stecken möchte, erst recht wenn man kaum etwas versteht und sich auck keiner Schuld bewusst ist. Doch wie kann das sein? Man hat doch vor vielleicht 15 Minuten einen Fahrschein beim Fahrer gekauft, wie kann der nicht gültig sein?

Um diese Frage zu beantworten müssen wir ein paar Haltestellen zurückreisen. Um genau zu sein zur Königsstraße, hier ist die junge Dame nämlich eingestiegen. Wie sich das gehört direkt zum Fahrer und dort ein Ticket gekauft. Ich habe das ganze mitbekommen und erinnere mich auch noch gut daran, weil es Probleme mit der Aussprache des wortes “Scheibenstraße” gab. Wem kann man das verübeln, ist ja auch wirklich ein blödes Wort! Nach einigen Anläufen eilte dann eine Freundin der jungen Frau zur Hilfe und es wurde ganz normal ein Ticket gekauft.

Zurück zur Ausgangssituation, die Freundin war bereits einige Haltestellen vorher ausgestiegen, die junge Frau war also nun ganz auf sich alleine gestellt. Wie bereits angemerkt konnte ich mich noch gut an die Frau und ihren Fahrscheinkauf erinnern, es war aus meiner Sicht also völlig unmöglich das sie kein gültiges Ticket hat. Das habe ich dann auch dem etwas autoritären Kontrolleur mitgeteilt. Der wollte davon aber erstmal nichts wissen. Ich solle mich nicht einmischen und Fakt sei nunmal, dass das vorgezeigte Ticket seit einigen Stunden abgelaufen war.

Nach weiteren Einwänden meinerseits fragte er dann den Busfahrer, der meine Geschichte auch bestätige. Ja die Frau habe bei ihm ein Ticket für 1,80€ gekauft. Das vorgelegte Ticket kann aber garnicht von ihm sein, da steht ja bis Königsstraße und nicht ab Königsstraße. Dem aufmerksamen Beobachter könnte jetzt etwas aufgefallen sein: Die Frau ist also in der Königsstraße in den Bus gestiegen und hat ein Ticket gekauft. Gezeigt hat sie dann aber ein Ticket das bereits abgelaufen war und die Königsstraße als Endhaltestelle angegeben hatte. Was wäre also, wenn sie mit dem Bus zur Königsstraße gefahren ist und dann mit dem Bus wieder zurück fahren wollte, jetzt aber einfach das falsche Ticket (von der hinfahrt) vorgezeigt hat! Ja sappalot! Da macht ja auf einmal alles Sinn!

Der autoritäre Kontrolleur wollte von dieser Variante aber auch nichts wissen, ihn interessiert nur was auf dem Ticket steht. In der zwischenzeit machte er sich fleißig daran den Vorfall aufzunehmen und die 60€ Rechnung fürs Schwarzfahren vorzubereiten. In dieser ganzen Zeit zeigte er keinerlei Verständnis für die Situation der Frau, die ja garnicht wirklich verstand was um sie herum passierte. Es gab keinen Versuch auf sie einzugehen oder ihr die Situation zu erklären, es gab nur das ungültige Ticket. Ich versuchte unterdessen irgendwie der Frau verständlich zu machen, dass sie doch bitte gucken soll ob sie nicht noch ein anderes Ticket hat. Vergeblich, aufgrund der brisanten Situation (und wohl auch weil ich wirklich nicht gut darin bin anderssprachigen Dinge zu erklären) konnte sie mich einfach nicht verstehen.

Wir hatten unterdessen die Scheibenstraße erreicht, wo sie ja eigentlich aussteigen wollte, aber auch das ging im Chaos der Situation unter und wir fuhren weiter. Unterdessen hatte sie jedoch die (im Nachhinein absolut grandiose) Idee ihre Freundin von vorher anzurufen, welche wohl deutlich besser deutsch konnte als sie selbst. Nach mehrmaligen Gesprächen mit dem Kontrolleur kam ihr dann auch die Idee, dass es sich um das falsche Ticket handeln könnte. Ein Freudenschrei ging durch den Bus, sie hatte das andere (richtige) Ticket in ihrer Jackentasche nun endlich gefunden!

“Wer hat Ihnen denn jetzt das Ticket gegeben?”

Der Kontrolleur konnte es einfach nicht glauben. Aufgrund der vorliegenden Fakten (das gezeigte Ticket passt perfekt zu einem Hinfahrt-Ticket) konnte es ja auch unmöglich sein, dass es eine Verwechselung gab! Es ging dann weiter mit:

“Wo ist denn Ihr Ticket?”

Gerichtet an mich, der mit dem Studententicket. Ja genau ich kaufe immer Fahrscheine, damit ich die dann Schwarzfahrern zustecken kann! Wer tut das nicht? Naja, ihm fiel dann irgendwann auch auf das die andere Variante vielleicht doch mehr Sinn macht. Also Ende gut Alles gut? Nicht ganz, der Kontrolleur war jetzt nämlich furios! Er hatte jetzt ja schon das Ticket fürs Schwarzfahren geschrieben (bevor die Situation überhaupt geklärt war versteht sich) und das muss er ja jetzt wieder stornieren! Das gefiel ihm wirklich garnicht, so viel Arbeit für nichts! Und die schöne provision! *

Am Ende ist dann aber ja wirklich alles gut gegangen. Was mich nur wirklich stört ist das unprofessionelle Verhalten des Kontrolleurs. Er zeigte keinen Willen die Situation in irgendeiner Weise aufzuklären. Für ihn gab es nur den offensichtlichen Schwarzfahrer, aber nicht den verwirrten Menschen dahinter. Ich selbst wurde von ihm ziemlich hart angegangen, obwohl ich ja nichtmal wirklich an der Situation beteiligt war. Ich hatte das Gefühl ich bin der jenige der hier versuchen muss deeskalierend zu wirken und den Kontrolleur zu beruhigen. Das kann ja in dem Beruf eigentlich nicht sein, erklärt aber warum es so oft zu lauten Wortgefechten in Kontrollsituationen kommt. Vielleicht nicht immer vom schlimmsten ausgehen, dann ist das Leben für beide Seiten leichter. **

* Ich bin mir relativ sicher das die Kontrolleure keine Provision bekommen.

** Und vielleicht keine unterbezahlten nicht-Fachkräfte als Kontrolleure einsetzen. Ich weiß wirklich nicht was die verdienen, aber offensichtlich nicht viel bei der Qualität des Personals.